Knieschmerzen, Patellainstabilität, Patellaluxation

 

Vorderer Knieschmerz, Retropatellares Stressyndrom, Patella-subluxation, Patellalluxation

Knieschmerzen an der Knievorderseite sind nach den Rückenschmerzen die am häufigsten geklagten Symptome in der Orthopädie.

Sie können flüchtiger Natur sein und von alleine verschwinden. Bei Kindern besteht oft ein wachstumsbedingtes Muskelungleichgewicht am Bein, die zu einer Fehlbelastung im Femuropatellargelenk (Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen) führt.
patellalux

Die Schweregrad reicht vom Überlastungs-Syndrom (Patella-Stress) über die Subluxation (Schnappen oder Hüpfen der Kniescheibe) bis zur echten Patellaluxation (Kniescheibenverrenkung).  In den meisten Fällen liegt eine Drehvariante (verstärkte Innendrehung des Oberschenkels) mit vermehrter Antetorsion des Femur  zugrunde, wodurch es auch zu einer Innendrehung der Gleitrinne der Kniescheibe (Trochlea) kommt. Dieser Innendrehung des Oberschenkels steht eine vermehrte Außendrehung des Unterschenkels gegenüber, was zu einer funktionellen Vergrößerung des Q-Winkels (Quadriceps-Winkel: Winkel zwischen mittlerer Quadricepszugrichtung und Verlauf des Ligamentum patellae) führt. Hieraus resultiert eine lateralisierende (seitwärts gerichtete) Krafteinwirkung auf die Kniescheibe (siehe MRT Bild). Die Trochlea (Gleitrinne der Kniescheibe) kann dysplastisch, kurz und sehr flach sein. Dies ist ein zusätzlicher Faktor für das Auftreten einer Instabilität. Überlastungen  der laterale Patellafacette (äußeren Kniescheibengelenkfläche) führen zu Schmerzen. Durch plötzliche Krafteinwirkung bei Drehbewegungen des Beins kann es zum Herausspringen (Luxation) der Patella kommen (so gut wie immer nach außen). Meist reponiert sich die Kniescheibe gleich wieder von selbst und wird daher oft nicht als solche bemerkt. Bleibt sie luxiert schaut das Knie in fixierter Beugung nach innen, was zu der falschen Vermutung führt, dass die Patella nach medial (innen) luxiert sei. Luxationen nach medial geschehen aber nur im Rahmen einer extremen (meist syndromalen) Bandschwächen oder sind Folge einer zu starken operativen Verschiebung nach innen. Sie sind eine absolute Seltenheit.

Beim Herausspringen und beim wieder Hineinspringen der Patella schert der mediale Patellarand (innere Kniescheibenrand) über den lateralen Femurkondylus (äußere Oberschenkelrolle). Je nach Beugestellung kann dadurch steckseitig, zentral oder selten beugeseitig ein Knorpel-Knochenstück (flake fracture) abbrechen. Meist luxiert die Patella in einer Beugestellung des Knies von ca. 20-30°. Bei jedem Hämarthros (Bluterguß) nach Patellaluxation ist zumindest mit einer Schädigung des Knorpels zu rechnen. Bei starker Schwellung ist von einer Schädigung des Knorpels auszugehen. Knorpel-Knochenabbrüche  lassen sich am Röntgenbild oft nur erahnen, im aber MRT aber gut (Sensitivität 70-90%) erkennen. Rein knorpelige Abbruchstücke sind erfahrungsgemäß auch im MRT nicht immer darstellbar, da sie mit Blutkoagel verwechselt werden können. Im Zweifel muß dann mit einer Kniespiegelung nachgeschaut werden.

Differentialdiagnose:

Kreuzbandverletzung (VKB-ruptur), Seitenbandverletzung, Meniskuseinriss, Kniescheibenbruch, Oberschenkelbruch, Sehnenverletzung

Therapie der Patellaluxation

Konservative Therapie
Bei der ersten Luxation wird konservativ behandelt, da bisher kein Verfahren der konservativen Behandlung eindeutig überlegen ist. Die Behandlung besteht aus:
  • Beinachsentraining
  • Muskelaufbautraining des M Quadiceps (v.a. der medialen Stabilisatoren M. vastus medialis et obliquus)
  • Dehnung der Ischios und des Quadriceps
  • Harmonisierung der gesamten Beinmuskulatur
  • Koordinatives Training