Osteochondrosis dissecans

Osteochondrosis dissecans (engl. Osteochonditis dissecans) (OD)

Erstbeschreiber James Paget 1870. Es handelt sich um eine lokalisierte herdförmige Erkrankung des subchondralen Knochens (Gelnksknochen direkt unterhalb des Knorpels), meist im medialen Femurcondylus (innere Oberschenkelrolle) des Knies, die in einer Loslösung des Knorpeknochenfragments (Dissekat, Gelenksmaus) enden kann. Die genaue Ursache ist unbekannt. Vermutet wird eine lokale Durchblutungsstörung in Folge eines Traumas oder eine primäre Minderdurchblutung mit mangelnder Heilung infolge wiederholter Mikrotraumata. Die Veränderung kommt zwischen dem 10.und 50. Lebensjahr vor. Im Kindesalter wird eine solche Veränderung oft zufällig entdeckt, wenn aufgrund einer Verletzung ein Röntgenbild, angefertigt wird. Je jünger die Person ist, desto eher ist das „Dissekat“ noch stabil und nicht unmittelbar die Ursache der Beschwerden, weswegen das Röntgenbild angefertigt wurde. In der  Jugend und im Erwachsenenalter ist es etwas anderes. Hier ist das Dissekat oft schon gelöst. Klinisches Hauptsymptom der Loslösung oder der beginnenden Instabilität ist der Schmerz und die Bewegungseinschränkung. Mitunter können leichte Schwellungen des Kniegelenkes auftreten. Nach Überlastung sind auch stärkere Gelenksergüsse möglich. Typische Blockaden des Gelenkes deuten auf eine Lösung eines Fragmentes hin.

Die OD tritt vorzugsweise am Knie auf. Andere häufige Lokalisationen sind das Obere Sprunggelenk (Talus) und das Ellbogengelenk (Captululum humeri radialis)

Diffentialdiagnostisch muss eine systemische Veränderung – epiphysäre Dysplasie – oder eine Ossifikationsvariante in Betracht gezogen werden.

Untersuchungen:

Klinische Untersuchung
Röntgen Kniegelenk ap und seitlich, ev. Tunnel-Aufnahme nach Frik.

Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT zeigt neben der Signalveränderung des abgelösten Knochens (Dissekat) und des Dissekatbetts auch die Beschaffenheit des Gelenksknorpels. Besonders interessant ist die Zone zwischen Dissekat und Dissekatbett, die Rückschlüsse auf die Stabilität der Läsion zu lassen (Stadien nach Kramer und Scheurecker) und  das begleitende Knochenmarlsödem.

 

Einteilung: 

Die Einteilung nach dem MRT-Befund nach Kramer und Scheurecker

Stabil: Stadium I und II
Instabil: Stadium III-V

Behandlung:

Die Behandlung ist altersabhängig und stadienabhängig:

Kinder (juvenile OD): Kinder haben bis zur frühen Adoleszenz (Mädchen bis ca.13, Jungen bis ca 15 Jahre)  eine gute Chance, dass das Dissekat wieder von alleine einheilt. Je nach Stadium besteht die konservative Behandlung in Sportverbot, Teilbelastung mit Stützkrücken für 6 Wochen.

Erwachsene (adulte OD): Jugendliche und Erwachsene haben eine schlechtere Prognose. Sie benötigen meist eine operative Therapie.

Operative Maßnahmen sind im Stadium (II) III-IV angezeigt.

Begutachtung des Knorpels durch eine Arthroskopie und Entfernung eventueller freier Gelenkskörper.

Retrograde Knochenbohrung des durchblungsgestörten Areals
Refixation mit (resorbierbaren) Schrauben (bei großen Dissekaten) oder nur Entfernung und Pridie-Bohrung (bei kleinen Dissekaten)
Bei zerstörtem Knorpel oder avitalem Knochen muß der Knorpel ersetzt weren. (OATS, MACT, Knorpelknochentransplantation, Knorpelzellzüchtung)

 

Literatur:

Cahill BR. (1995) Osteochondritis dissecans of the knee: treatment of juvenile and adult forms. Am Acad Orthop Surg 3:237-247

 Bachmann G, Jürgensen I, Rominger R, Rau WS. (1999) Die Bedeutung der Magnetresonanztomographie für die Verlaufskontrolle der Osteochondrosis dissecans am Knie- und Sprunggelenk. Rofo Fortschr Geb Rontgenstr Neuen Bildgeb Verfahr. 171(5):372-379

 Ettl V, Kenn W, Radke S, Kirchner S et al. ( 2001) Die Rolle der MRT in der Therapie- und Verlaufskontrolle der Osteochondrosis dissecans des Talus. Z Orthop 139:157-162

 Polousky JD. Juvenile osteochondritis dissecans.. Sports Med Arthrosc. 2011 Mar;19(1):56-63.

 Padhraig F. O’Loughlin, MD, Benton E. Heyworth,* MD, andJohn G. Kennedy, MD.  Current Concepts in the Diagnosis and Treatment of Osteochondral Lesions of the Ankle. The American Journal of Sports Medicine, Vol. 38, No. 2:392-404

 Schneider F. Osteochondrosen im Kindesalter. In Weinberg AM , Tscherne (Hrsg.) Unfallchirurgie im Kindesalter. Springer Verlag 2006: 994-1021